Wer von Wasseranwendungen hört, denkt zunächst an einen Storchengang durch kaltes Wasser. Wasseranwendungen nach Kneipp umfassen jedoch Vieles mehr: Waschungen, Abreibungen, Güsse, Wickel, Tau- und Schneelaufen, Wassertreten, Bäder und Teilbäder. Viele dieser Anwendungen können gut zu Hause durchgeführt werden und eignen sich als Selbsthilfestrategie und vorbeugende Maßnahme. Wasseranwendungen setzen durch ihren Temperaturunterschied zu unserer Körpertemperatur einen gezielten Reiz und führen zu einer stärkeren Durchblutung der Gefäße. Regelmäßige Anwendungen haben die Wirkung, die Regulationsfähigkeit unseres Körpers zu stärken und zu stabilisieren. Sie revitalisiert den Organismus und fördert die Immunabwehr. Durch die moderne Lebensweise nehmen künstliche Reize wie Lärm, Umweltbelastung, Hektik, Medien- und Nachrichtüberflutung immer mehr zu. Dosierte und individuell angepasste Abhärtungsübungen mit natürlichen Reizen trainieren das Immunsystem und erhöhen auch die Stresstoleranz gegenüber künstlichen Reizen. Darüber hinaus kommt es durch diese Anwendungen zu einem unmittelbaren Kontakt mit der natürlichen Umgebung.
DIE FÜNF ELEMENTE NACH KNEIPP: WASSER
Nicht umsonst wird Sebastian Kneipp auch der „Wasser-Doktor“ genannt. Er machte sich die Wassertherapie für die Behandlung seiner Tuberkulose zunutze, als er Bäder in der Donau nahm. Die Wasseranwendung setzt einen sanften bis mittleren Reiz, der den Körper zur Selbstregulierung stimuliert. Diese Hydro- und Balneotherapie ist heute ein anerkanntes Wasserheilverfahren. Neben der bekanntesten Therapieform, dem Wasser treten, gibt es noch zahlreichen andere Anwendungsmöglichkeiten, die sich positiv auf das Immunsystem, den Kreislauf und das allgemeine Wohlbefinden auswirken.
Die Wirkung der Anwendung variiert je nach Temperatur, Dauer, Tageszeit der Anwendung und dem beanspruchten Körperareal. Das Wassertreten bei einer Wassertemperatur von 18-20 Grad regt den Stoffwechsel an und ist erfrischend am Tag, aber Schlaf fördernd am Abend. Wohlbefinden nach der Anwendung ist in jedem Fall das Ziel. Es tritt immer ein, wenn die Wasseranwendung im Hinblick auf Temperatur und Dauer richtig dosiert wurde. Beispiele einer falsch dosierten Anwendung: Herzklopfen nach einem Vollbad bei Menschen mit niedrigem Blutdruck, anhaltendes Kältegefühl nach einer kalten Anwendung auf kalte Haut … Jeglicher Kältereiz darf nur am warmen Körper und auf warmer Haut verabreicht werden. Kalte Haut immer vorher erwärmen, entweder aktiv durch Bewegung oder passiv durch warmes Wasser. Wenn Sie an Bluthochdruck- oder Herzerkrankungen leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie mit einer Wasseranwendung nach Kneipp beginnen.